Sie sind hier

Die Arbeit im Gelände

Débutant
Schlüsselwörter
REF ART8, Arbeit im Gelände, Arbeit im abwechslungsreichen Gelände

 

 

Die Arbeit im Gelände ist optimal geeignet, um die Kondition eines Pferdes zu verbessern. Wenn man die Möglichkeit hat, in einem hügeligen Gelände zu reiten, wird dies noch vollständiger geschehen. Das Pferd wird wesentlich empfänglicher und fröhlicher sein, und sein Körper wird sich auf viel natürlichere Weise bewegen.
Ich erinnere mich daran, dass eines Tages eine meiner Reiterinnen, die sah, dass ich in einer nassen Wiese galoppierte, ausrief: «Ohne Stollen auf diesem Boden zu reiten ist doch viel zu gefährlich!» Tatsächlich sind viele Reiter der Ansicht, dass Pferde im nassen Gras ausrutschen. Dabei lebt das Wildpferd natürlicherweise draußen und fällt nicht, wenn es im Galopp auf einer Wiese abwendet!
Dabei fällt mir einmal mehr Belle Bleue ein, diese schwer zu kontrollierende Stute mit dem hitzigen Temperament, die so viele schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Mir gelang es erst nach einjähriger Arbeit, mit ihr ruhig auf dem Zirkel zu galoppieren. Eines Abends bin ich mit ihr auf dem gefrorenen Sandplatz galoppiert. Der Boden war glatt wie eine Eisbahn, was Belle Bleue wohl gemerkt hatte. Sie war plötzlich sehr empfänglich für meine Aufforderungen und hat sich bei allen ihren Bewegungen besondere Mühe gegeben. Nie zuvor war sie so angenehm zu reiten, wie an jenem Tag!

 

 

In Freiheit ist das Pferd durchaus dazu in der Lage, sein Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Funktionsweise der natürlichen Bewegung wird durch einen steifen Reiter blockiert, weil er das Gleichgewicht des Pferdes stört, was bis zum Sturz führen kann.
Die Arbeit im Gelände ist auch ideal geeignet, um die Ausdauer des Pferdes zu verbessern. Natürlich auf progressive Weise. Ein Turnierpferd muss dazu in der Lage sein, nach Stoppuhr 30 bis 60 Minuten lang zu traben. Dank meiner Erfahrung in der Military habe ich gelernt, was man von einem Pferd verlangen kann, um ihm zu einer guten Kondition zu verhelfen. Dafür ist es notwendig, von einer Analyse der Ausgangssituation auszugehen, um ein mindestens einmonatiges Trainingsprogramm zu erstellen. Im Allgemeinen wechsele ich bei diesem Konditionstraining zwischen Dressurarbeit und Springen und zwei- oder dreimal wöchentlich Trabtraining im Gelände ab, und zwar möglichst mit Bergauf- und Bergabreiten. Das Ziel besteht in der Verbesserung der Ausdauer und des Durchhaltevermögens des Pferdes.
Ich erinnere mich an ein CSIO-Pferd, das mir vor einigen Jahren anvertraut wurde. Als es in meinem Stall ankam, hatte es keinerlei Kondition, litt an Kehlkopfpfeifen und war sehr schnell müde. Ich beschloss, ein richtiges Arbeits- und Konditionsprogramm aufzustellen.

Nach der einmonatigen Arbeit hatte sich seine Ausdauer vollständig geändert. Es war dazu in der Lage, eine halbe Stunde lang zu galoppieren, und später dann eine dreiviertel Stunde, mit einer Geschwindigkeit von 350 m pro Minute. Es hustete nicht mehr, und sein Kehlkopfpfeifen war kein Hindernis mehr, um am Ende eines CSIO-Turniers beim Grand Prix drei Parcours zu gehen.
Sie müssen stets daran denken, dass ein Pferd umso unanfälliger für Erkrankungen, Lahmheiten und andere Probleme ist, je besser seine Kondition ist. Wir haben bereits darüber gesprochen, und selbst, wenn ich mich wiederhole: Es gibt mehr Pferde, die aufgrund mangelnder körperlicher Betätigung krank sind oder lahmen, als aufgrund von übermäßiger Arbeit.
Vorsicht jedoch bei unregelmäßiger, ungeeigneter Arbeit oder schlechter Vorbereitung. Was mich anbelangt, so kommen meine Pferde jeden Tag raus und werden gearbeitet, auch wenn sie steif oder müde sind. Selbstverständlich dauert die Lösephase dann länger, doch sie bleiben auf keinen Fall in der Box.

 

Aus dem Buch "Geheimnisse und Methoden eines grossen Meisters"